Bluthochdruck Therapie nichtmedikamentös

Als breit anwendbare antihypertensiv wirksame nichtmedikamentöse Maßnahmen haben sich verschiedene Verfahren auch in Studien als geeignet zur effektiven Blutdrucksenkung erwiesen. Die Wirksamkeit der Verfahren hängt mehr als alles andere von der Mitarbeit des Patienten ab und ist daher nur nach sorgfältiger Abwägung der tatsächlichen Möglichkeiten allein einsetzbar. Bei älteren Patienten beispielsweise sind Umstellungen der Ernährunsgewohnheiten oft schwierig zu praktizieren, so dass hier Medikamente oft nicht zu umgehen sind, wohingegen bei übergewichtigen oder sehr jungen Patienten unbedingt auf körperliche Betätigung und Ernährungsumstellung gedrängt werden sollte, um Medikamente zu vermeiden.

– Gewichtsreduktion
Wichtigstes Kriterium ist die Reduzierung des Körpergewichts idealerweise in den Normalbereich (BMI bis 25). Selbst eine moderate Verminderung des Körpergewichts kann den Blutdruck senken (ca. – 2 mmHg pro kg Gewichtsabnahme!).

– Kochsalzrestriktion
Der Zusammenhang zwischen Kochsalzverbrauch und Blutdruckhöhe in Populationen kann als gesichert angenommen werden, gilt jedoch nicht für alle Hypertoniker. Die vorliegenden Studien lassen den Schluß zu, daß eine Senkung der Natriumchloridzufuhr auf etwa 4-6 g/Tag (70-100mmaol) zu einer therapeutisch nutzbaren Blutdrucksenkung führt und daher zu empfehlen ist. Zur Reduktion der täglichen Kochsalzzufuhr auf etwa 6 g bzw. 100 mmol wird folgendes Vorgehen empfohlen: Beim selbständigen Kochen grundsätzlich auf Kochsalz zu verzichten und dafür andere Gewürze pflanzlicher Herkunft zu verwenden, Gerichte bei Tisch nicht zu salzen (dieser Anteil stellt allerdings meist nicht mehr als 10 % des Gesamtverbrauchs dar), frische oder tiefgefrorene Nahrungsmittel gegenüber Konserven zu bevorzugen, kochsalzreiche Nahrungsmittel zu meiden und Grundnahrungsmittel wie z.B. Brot und Milchprodukte anhand von Tabellen zu bilanzieren.

– Vermeidung von Alkohol
Chronischer Alkoholmißbrauch führt zur Blutdruckerhöhung, wie in mehreren Studien nachgewiesen wurde. Durch kompletten Verzicht bzw. Reduktion auf Mengen unter 20 g/die kann bei 90 % der Patienten mit einer alkoholbedingten Hypertonie der Blutdruck normalisiert werden, auch bei allen anderen Hypertonieformen hat der Verzicht auf Alkohol einen positiven Effekt auf die Blutdruckwerte.

– Vermeidung von Nikotin
Zigarettenrauchen erhöht das kardiovaskuläre Risiko bei milden und bei schwereren Hochdruckformen erheblich, sowohl bei unbehandelten als auch bei behandelten Hochdruckkranken. Obwohl das Rauchen keinen direkten hypertonieauslösenden Effekt hat, ist aus den obengenannten Gründen die Vermeidung des Zigarettenrauchens eine besonders wirksame Möglichkeit, die Lebenserwartung des Hypertonikers zu erhöhen.

– Umstellung der Ernährung
Es ist weiterhin belegt, dass durch die Umstellung der Ernährung auf eine obst- und gemüsereiche Kost und die Reduktion des Fettanteils der Blutdruck signifikant gesenkt wird. Vegetarische Diät bedeutet in der Regel eine natriumarme, energiereduzierte, kalium- und ballaststoffreiche Kost mit einem veränderten Angebot an Vitaminen und Spurenelementen, sowie eine Erhöhung des Anteils mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Die mehrfach ungesättigten Omega-3 Fettsäuren führen neben einer Senkung des LDL-Cholesterins auch zur Senkung erhöhter Blutdruckwerte. Dieser Effekt wurde sowohl bei der Anwendung von Fisch- bzw. Pflanzenölen, in denen diese Fettsäuren angereichert wurden als auch bei entsprechenden Diäten nachgewiesen. Es ist jedoch nicht möglich, einzelne Nahrungsbestandteile zu identifizieren, die für die Blutdrucksenkung in besonderer Weise verantwortlich sind.

– Körperliches Training / Sport / Stressreduzierung
Weitere Möglichkeiten der nichtmedikamentösen Blutdrucksenkung sind physisches Training und psychophysiologisch orientierte Entspannungsverfahren und Streßbewältigung. Der blutdrucksenkende Effekt eines körperlichen Trainings, insbesondere bei vorher bestehender körperlicher Inaktivität ist mehrfach nachgewiesen worden. Es muß betont werden, daß bereits eine mäßige, aber kontinuierlich praktizierte Erhöhung der körperlichen Aktivität zur Blutdrucksenkung bzw. weniger Bedarf an Medikamenten führen kann (Minimum: 3 x / Woche 30 Minuten ausdauerndes Training, z.B. Walking, Joggen oder Radfahren). Andererseits wurde beschrieben, daß die zusätzliche Gabe von Antihypertensiva zu einem körperlichen Training bei einer milden Hypertonie die Blutdrucksenkung nicht signifikant verstärkt.

Das individuelle Belastungsmaß für den einzelnen Hochdruckkranken lässt sich durch ergometrische Belastung abschätzen. Als grobe Faustregel ist auch für den Hochdruckkranken eine Trainingsfrequenz von 180 minus Lebensalter anzuraten, wobei zu Beginn des Trainings eine allmähliche Steigerung des Belastungsmaßes auf die Maximalbelastung unbedingt empfohlen wird (auch um Überlastungen des Bewegungsapparates zu vermeiden). Bei der Kombination mit Blutdruckmedikamenten ist zu berücksichtigen, daß unter Beta-Rezeptorenblockern der belastungsabhängige Herzfrequenzanstieg vermindert wird deshalb für die Festlegung des Belastungsmaßes berücksichtigt werden muss (minus 10-20% im submaximalen Bereich). Betablocker sind daher in der Kombination mit einem körperlichen Training eher zu vermeiden. Psychophysiologisch orientierte Therapie: Für Verfahren wie Atementspannungsverfahren, autogenes Training und Streßbewältigungsprogramme wurde eine blutdrucksenkende Wirkung gegenüber Vergleichsgruppen nachgewiesen.