Physiotherapeut

Der Beruf des Physiotherapeuten ist ein klassischer Heilberuf. Physiotherapeuten behandeln vor allem Menschen, deren körperliche Bewegungsmöglichkeiten aufgrund einer Krankheit, Verletzung, Behinderung oder hohen Alters eingeschränkt sind. Sie arbeiten hauptsächlich in Krankenhäusern, Kliniken, Facharzt- oder physiotherapeutischen Praxen. Auch in Altenheimen und Einrichtungen zur Eingliederung und Pflege behinderter Menschen sind sie tätig. Darüber hinaus können sie in Sportvereinen oder Wellnesseinrichtungen tätig sein. Die Verdienstmöglichkeiten sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Am besten bezahlt werden Physiotherapeuten meist im öffentlichen Dienst, wie beispielsweise in Kliniken. Erst das Masseur- und Physiotherapeutengesetz von 1994 definierte den Heilberuf per Gesetz. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Masseur und Krankengymnast in Westdeutschland zwei unterschiedliche Berufe, während in den neuen Bundesländern bereits zu DDR-Zeiten in beiden Bereichen ausgebildet wurde. Die Ausbildung zum Physiotherapeuten dauert drei Jahre und beinhaltet 2900 Stunden theoretischen Unterricht sowie 1600 Stunden praktische Ausbildung. Als Ausbildungsziel soll der Physiotherapeut neben der Krankengymnastik alle anderen Behandlungsformen der Physiotherapie beherrschen.

Zu ihr zählen Krankengymnastik, Thermotherapie, Elektrotherapie, Massagetherapie, Ultraschall, Hydrotherapie (Wasserbehandlung), Bädertherapie, Licht- und Strahlentherapie sowie Inhalationstherapie. Gelernte Masseure und medizinische Bademeister können einen verkürzten Lehrgang zum Physiotherapeuten belegen. Die Eingangsvoraussetzungen für eine Berufsausbildung zum Physiotherapeuten klingen auf den ersten Blick nicht schwer.  Man muss mindestens 17 Jahre alt und gesund sein. Bewerber sollten unter anderem körperlich und psychisch belastbar sein und über ein gutes Bewegungsempfinden und manuelles Geschick verfügen. Als Schulabschluss wird die Mittlere Reife vorausgesetzt oder ein Hauptschulabschluss mit abgeschlossener zweijährigen Berufsausbildung.

Zudem muss man einen so genannten Eignungstest absolvieren und bestehen. Doch vor allem an staatlichen Schulen kann dieser Test mitunter eine große Hürde bedeuten. Denn wegen der Schulgeldfreiheit bewerben sich dort deutlich mehr angehende Physiotherapeuten, als Plätze zur Verfügung stehen. Der Lehrplan ähnelt in vielen Punkten einem „kleinen Medizinstudium“. Der Schwerpunkt liegt zwar im Bereich krankengymnastische Behandlungstechniken, der bis hin zur physiotherapeutischen Geburtsvorbereitung reicht.

Doch werden auch Anatomie, Physiologie, Chirurgie, Innere Medizin, Psychiatrie, Psychologie, Trainingslehre, Massagetherapie und Gynäkologie unterrichtet. Auch Pädiatrie, Neurologie, Angewandte Physik, Biomechanik und sogar Staatskunde zählen zu den Unterrichtsfächern. Während der praktischen Ausbildung, meist in einem Krankenhaus, lernt und übt man, physiotherapeutische Befund- und Untersuchungstechniken sowie krankengymnastische Behandlungs- und Massagetechniken in den verschiedenen fachmedizinischen Abteilungen von Krankenhäusern praktisch umzusetzen.

Die Einsatzgebiete sind vor allem in der Chirurgie, inneren Medizin, Orthopädie, Neurologie, Pädiatrie und Gynäkologie. In einigen Bildungseinrichtungen gibt es die Möglichkeit, zusätzlich zum Abschluss des Physiotherapeuten, den Abschluss eines Gymnastiklehrers oder einer Gymnastiklehrerin zu erwerben. Man kann Physiotherapie auch an Fachhochschulen studieren, teilweise auch in kombinierter Form mit der Berufsfachschulausbildung. Viele Physiotherapeuten erlernen ihren Beruf an einer der unzähligen privaten und staatlich anerkannten Fachschulen in Deutschland.

Obwohl die private Alternative nicht ganz billig ist, bevorzugen viele diesen Weg nicht zuletzt deshalb, weil die Schulen in privater Trägerschaft oftmals besser und moderner ausgestattet sind, als die staatlichen Schulen. Viele Physiotherapeuten haben bereits während ihrer Ausbildung das Ziel der eigenen Praxis vor Augen. Dabei spielt unter anderem auch die geringe Entlohnung als Angestellter in privaten Praxen eine Rolle. Wer sich mit einer eigenen Praxis selbstständig machen will, muss mindestens drei Jahre einschlägige Berufserfahrung vorweisen.