Schlafmedizin

Die Schlafmedizin ist eines der jüngsten medizinischen Fachgebiete. Erst seit der Entdeckung des REM-Schlafes in den 50er Jahren ist deutlich geworden, dass sich die „Tagesmedizin“ sehr deutlich von der „Nachtmedizin“ unterscheidet. Die Schlafmedizin setzt sich aus vielen Fachgebieten zusammen und beschäftigt sich mit allen Arten des nicht erholsamen Schlafs.

Unterschieden werden 88 Krankheitsbilder von Schlafstörungen. Die Herausforderung für die Schlafmediziner besteht vor allem auch darin, lediglich falsche Schlafgewohnheiten von tatsächlichen Schlafstörungen zu unterscheiden. Während echte Schlafstörungen entweder durch körperliche Erkrankungen oder psychische Belastungen entstehen und somit ärztlich behandelt werden müssen, lassen sich die anderen Formen der Schlafprobleme meist schon durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten verbessern.

Trotz vieler Erkenntnisse über den Schlaf und über die Vorgänge im schlafenden Organismus wissen auch die Schlafwissenschaftler noch nicht genau, warum der Mensch eigentlich schlafen muss. Auch die Gründe, warum das Schlafbedürfnis der Menschen teilweise extrem unterschiedlich ist, sind noch wenig erforscht.

Dennoch steht fest, dass der Schlaf ein biologisches Grundbedürfnis wie Hunger und Durst ist und damit untrennbar mit der menschlichen Gesundheit verbunden ist. Ein erholsamer Schlaf sorgt für die Stabilisierung biologischer, psychischer und emotionaler Funktionen. Etwa 30 Prozent der Erwachsenen Deutschen klagt über Ein- und Durchschlafprobleme.

Mindestens die Hälfte davon leidet unter einer schwerwiegenden, behandlungsbedürftigen Schlafstörung. Einen Facharzt für Schlafmedizin gibt es bisher nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung erteilt Ärzten mit nachgewiesenen Spezialkenntnissen jedoch einen so genannten „Qualitätsnachweis Somnologie“.

Die Mehrzahl der derzeit tätigen Schlafmediziner sind Neurologen, Internisten oder Psychiater. Die meisten Schlafprobleme werden zunächst durch den Hausarzt behandelt, der für die Betroffenen erster Ansprechpartner ist. Werden bei der Erstdiagnostik Schnarchen, chronische Atemwegserkrankungen oder eine neurologische oder psychische Störung festgestellt, überweist der Hausarzt den Patienten in der Regel zur schlafmedizinischen Diagnostik an einen Spezialisten.

Der Facharzt erstellt im Erstgespräch mit dem Patienten zunächst eine Schlafanamnese, um sich ein genaues Bild von den Schlafproblemen zu machen. Um die Fragen möglichst detailliert beantworten zu können, ist es sinnvoll, dass die Betroffenen bereits drei oder vier Wochen vor der ersten ärztlichen Beratung ein Schlafprotokoll führen. Darin werden die Zeiten des Zubettgehens, des Einschlafens und des Aufwachens genau eingetragen.

Zudem werden in dem Protokoll auch die Tagesaktivitäten erfasst. Beispielsweise die Häufigkeit körperlicher Aktivitäten, wie Sport, berufliche oder private Stresssituationen sowie gegebenenfalls auffallend häufiges und lautes Schnarchen. Lassen sich die Ursachen auf Grund der Schlafanamnese nicht finden, werden die Patienten im Schlaflabor mehrere Nächte an Polysomnographiegeräten angeschlossen.

Damit werden Körpersignale wie Hirnströme, Herzfrequenz, Atembewegung an Brust und Bauch, Muskelanspannung, Augenbewegung, Luftfluss an Mund und Nase, Körperlage und Körpertemperatur, Schnarchgeräusche, Sauerstoffsättigung im Blut gemessen. Von dem Patienten wird ein so genanntes Schlafprofil erstellt.

Neben den Aufzeichnungen von EEG, EOG und EMG wird meist eine Videoaufzeichnung vorgenommen, um das Schlafverhalten des Patienten zu analysieren. Für Patienten, bei denen eine Schlaflaboruntersuchung vorerst nicht erforderlich erscheint, gibt es auch Messgeräte, die zu Hause eingesetzt werden können.

Das Gerät erfasst über eine Stirnelektrode den Wach- und Schlafrhythmus. Der Arzt erstellt anhand der Daten per Computer ein objektives Schlafprofil. Anhand der Auswertungen bespricht der Arzt die weiteren Therapiemaßnahmen mit dem Patienten.